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Abstracts der Vortragenden in alphapetischer Reihenfolge

Ästhetisch übergriffig und politisch zahm: Kalkulierte Transgression im angolanischen Kuduro

Stefanie Alisch

Ästhetisch übergriffig und politisch zahm: Kalkulierte Transgression im angolanischen Kuduro

Kuduro ist elektronische Tanzmusik aus Angola. In Styling, Tanz und Sound-Ästhetik agieren Kuduro-Akteur_innen (Kuduristas) regelmäßig transgressiv: Männer tragen bunte angeknüpfte bunte angeknüpfte Dreadlocks, Frauen laden zum agressiven Lapdance auf die Bühne, Tänzer werfen sich in Rückwärtsüberschlägen auf den Boden. Brüllgesang sowie Sticheleien gegen andere Kuduristas sind an der Tagesordnung. Der Klang übersteuerter Soundsystem-Bässe übersetzen Kuduro-Producer zurück in eine leicht übersteuert produzierte Bass-Drum. Diese Performance-Praktikenerzeugen einerseits Sichtbarkeit und Hörbarkeit für marginalisierte soziale Gruppen.

Andererseits gelten Kuduristas in der angolanischen Gesellschaft nicht als revolutionär. Im Gegenteil: politisch angepasst, ja gar vereinnahmt vom diktatorischen Präsidenten bzw. seiner Familie werden sie genannt, denn sie treten auf Maratona genannten tagelangen Bierfesten auf odereröffnen das von Präsidenten finanzierte Nicki-Minaj-Konzert.

In diesen Beitrag reflektiere ich anhand von medialen Beispielen, die ich auf Forschungsreisen in die angolanische Hauptstadt Luanda 2011-2012 erstellt habe, mit welchen performativen Strategien in Klang, Tanz und Mode Kuduristas kalkuliert ästhetisch transgressiv agieren. Weiterhin erkunde ich, wie sich Kuduristas zu den politischen Macht-Netzwerken in Angola positionieren und befrage das Verhältnis zwischen ästhetischer Transgression und politischer Einpassung aus.

Arbeiten an der Grenze. Ästhetische Praxen und queere Punk-Utopien im zine J.D.s

Atlanta Ina Beyer

Arbeiten an der Grenze. Ästhetische Praxen und queere Punk-Utopien im zine J.D.s

Queercore ist der Name einer Strömung innerhalb der Punk-Bewegung, die ab ca. Mitte der 1980er Jahre vor allem in Kanada und den USA entstand. Das Zine J.D.s, das von 1985 bis 1991 in Toronto erschien, spielte in diesem Prozess eine bedeutende Rolle. Die im Heft veröffentlichten Geschichten, Comics, eine regelmäßig aktualisierte „Homocore-Hitliste“, Zeichnungen und andere künstlerische Arbeiten ließen den Eindruck einer aktiven queeren Punkszene entstehen, die sich tatsächlich jedoch erst später zu materialisieren begann.

 In meinem Vortrag möchte ich die hard-core pin-ups, eine Arbeit aus der ersten J.D.s-Ausgabe von 1985 diskutieren. Auf geschickte Weise werden darin Bilder-, Text- und andere Elemente so zusammengestellt, dass scheinbar vertraute Punk-Repräsentationen einer queeren Reinterpretation zugeführt werden. Durch diese Form der Re-Präsentation wird der Rahmen des in den Bildern Dargestellten nachträglich so weit überschritten, dass es möglich wird, seine Grenzen kritisch aufzuzeigen.

Die hard-core pin-ups entziehen sich zugleich eindeutigen Lesweisen, oszillieren zwischen Pin-Up Kalender, Kunst, Starposter und homoerotischen Fantasien. Ich beziehe mich auf queere Theorien, Cultural Studies und feministische Filmkritik, um aufzuzeigen, wie in diesen Zwischenräumen bzw. Überlappungen von Bedeutungen und insbesondere mittels der ästhetischen Strategien, die in der Arbeit zum Einsatz kommen, Formulierungen von Kritik, aber auch utopisch-queere Entwürfe von Sozialität, Subjektivität und Identität im Punk möglich werden.

„Das Ich hat keine Grenze, es ist eine Grenze.“ Überlegungen zur Überschreitung als Untersuchungsgegenstand und Methodik der Popular Music Studies

Jochen Bonz


„Das Ich hat keine Grenze, es ist eine Grenze.“ Überlegungen zur Überschreitung als Untersuchungsgegenstand und Methodik der Popular Music Studies

Wie auch andere Kunstformen vermag Musik einen ästhetischen Erfahrungsraum zu erzeugen, der Rezipient*innen nicht einfach nur in dem, was ihnen vertraut und lieb und teuer ist, bestätigt, sondern sie Ungekanntes erleben läßt, das sie über die Grenzen ihrer bisherigen Art und Weise, die Wirklichkeit wahrzunehmen, hinaus führt. In den Popular Music Studies (und freilich noch viel mehr im Popmusikjournalismus) erfährt das Auftauchen neuer Ästhetiken eine entsprechend hohe Aufmerksamkeit. Dabei wird leicht übersehen, dass es nicht die Ästhetik an sich ist, die die Erfahrung des Ungekannten ausmacht. Vielmehr ereignet sich diese Erfahrung erst in der Wahrnehmung der Musik, im Zuhören und Erleben. In Anlehnung an die Aussage des Ethnologen und Psychoanalytikers Georges Devereux, das Ich habe keine Grenze, es sei eine Grenze, läßt sich sagen: In der ästhetischen Erfahrung des Ungekannten verschiebt sich die Grenze, die das Ich ist. 

Der Vortrag gibt Beispiele für popmusikalische Überschreitungen und vollzieht verschiedene Interpretationsansätze nach, die zu ihrer Erklärung vorliegen. Insbesondere unterbreitet der Vortrag jedoch einen Methodenvorschlag, der darin besteht, in der Untersuchung popmusikalischer Überschreitungsphänomene dasjenige Wahrnehmungsinstrument nicht zu gering zu schätzen (es zugleich aber auch nicht zu verabsolutieren), das uns Menschen zur Verfügung steht: Die subjektive Wahrnehmung der Person, die die Forschung durchführt. Oder mit Devereux formuliert: Es gilt die Irritationen der Grenze zu reflektieren, die das Ich nicht hat, sondern ist.

 

Zur Person:

PD Dr. Jochen Bonz arbeitet als Universitätsassistent am Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck und als Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Populäre Kultur an der Universität Hildesheim. Am Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie der Universität Graz bietet er seit 2013 eine Supervisionsgruppe für ethnografische Feldforschung an.

Aktuelle Veröffentlichungen:

Popkultur, in Gugutzer, Robert/ Klein, Gabriele/ Meuser, Michael (Hg.): Handbuch Körpersoziologie. Band 2: Forschungsfelder und Methodische Zugänge. Wiesbaden: Springer VS 2016, S. 187-201.

Wände aus Glas und andere Irritationen in einer ethnografischen Feldforschungsbeziehung zu einem Ultra-Fußballfan, in Reichmayr, Johannes (Hg.): Ethnopsychoanalyse revisited. Gegenübertragung in transkulturellen und postkolonialen Kontexten. Gießen: Psychosozial-Verlag 2016, S. 154-181.

Subjektivität als intersubjektives Datum im ethnografischen Feldforschungsprozess, in Zeitschrift für Volkskunde, 112. Jahrgang (2016), Heft 1, S. 19-37. 

Sinn und Subjektivität. Das Methodeninstrument Ethnopsychoanalytische Deutungswerkstatt/ Supervisionsgruppe für Feldforscher_innen (mit Katharina Eisch Angus), in Beitl, Matthias/ Schneider, Ingo (Hg.): Emotional Turn?! Europäisch ethnologische Zugänge zu Gefühlen und Gefühlswelten (=Beiträge der 27. Österreichischen Volkskundetagung in Dornbirn vom 29. Mai - 1. Juni 2013). Wien 2016: Selbstverlag des Vereins für Volkskunde, S. 127-155. 

Zur Interpretation von Emotionen in der ethnografischen Fankulturforschung. Verständnismöglichkeiten und Beispiele aus einer Studie über Fußballbegeisterung, in Faust, Friederike/  Heissenberger, Stefan: Emotionen im Spiel. Beiträge zur einer Ethnologie des Sports. Berliner Blätter 71/2016, S. 17-25.

NORIENT.COM: MULTI-MODALE MUSIKFORSCHUNG

Thomas Burkhalter

NORIENT.COM: MULTI-MODALE MUSIKFORSCHUNG

Die neuen technologischen Entwicklungen ermöglichen es uns heute, Musik aus verschiedenen Perspektiven zu analysieren und grössere Datenmengen zu verarbeiten. Die Ethnomusikologin Wendy Hsu (2014) hat sich dieses Zusammenspiels aus physisch/geographischer und digitaler Praxis sehr konsequent angenommen. Hsu spricht von einem «augmented empiricism». Ziel dieser «vergrösserten» Empirie ist einerseits und weiterhin das klassische ethnographische Eintauchen in ein physisches Forschungsfeld, andererseits aber auch das Umwandeln von grossen Datensätzen («Big Data») in «Thick Data» (Wang 2013). Genau dies will die Online Plattform Norient.com mit ihrer Neukonzeption (ab 2017). Musik und Sound soll in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und Praktikern aus verschiedenen Disziplinen und geographischen Perspektiven analysiert werden. Die Darstellung der Daten erfolgt dabei multimodal über Audio-Files, Video-Clips, skalierbare Online-Karten oder visualisierte Spektrogramme, die mit Datenbankspezialisten und Grafikern erarbeitet werden. Die Ergebnisse sollen dabei für Wissenschaftler frei zugänglich sein und gleichzeitig Musikforschung einer interessierten Öffentlichkeit näherbringen. Über Norient.com werden unter anderem die Remix-Analysen von Hannes Liechti diskutiert und gut lesbar dargestellt. Eine Diskussion geplanter neuer Ansätze.

Internet Ethnography, Thick Data, Multi-Local, Multi-Disciplinary, Methodology 

Maiden Rising – Death-Metal-Codes in Neuer Musik. Eine intermediale Analyse am Beispiel „Take Death“ (2013), von und mit Bernhard Gander

Sarah Chaker und Bernhard Gander

Maiden Rising – Death-Metal-Codes in Neuer Musik. Eine intermediale Analyse am Beispiel „Take Death“ (2013), von und mit Bernhard Gander

Überschreitungen zum Populären lassen sich im Schaffen des klar im Kontext zeitgenössischer Kunstmusik verorteten österreichischen Komponisten Bernhard Gander in großer Zahl und in verschiedenen Hinsichten belegen – ästhetisch, räumlich, konzeptionell. Er lässt Spiderman über die Klaviertasten turnen („Peter Parker“, 2004), während Hulks unbändige Wut sich in Streichquartett- („khul“, 2010) und Orchesterstücken („hukl“, 2011) entlädt. Lokale Hip-Hop-Szenegrößen realisierten 2011 gemeinsam mit dem RSO Wien „Melting Pot“ – im Wiener Donau Zentrum, einem Shoppingcenter. Angestaubten Operntraditionen begegnet Gander mit einer Sitcom-Oper („Das Leben am Rande der Milchstrasse“, 2014). Etc…

Die Bezüge zum Populären sind dabei nicht immer so offensichtlich wie in den geschilderten Beispielen. Stattdessen finden sich in Ganders Werken auch verborgene Anleihen, deren Implementierung sich wahlweise als vergnügliches Spiel, als Rätsel und/oder als Selbstgespräch des Komponisten lesen lässt, also ohne Anspruch, von anderen in ihrer Bedeutung wahrgenommen und erkannt zu werden.

(Auch) solchen versteckten, gleichwohl bedeutsamen da absichtsvollen Versatzstücken analytisch auf die Spur zu kommen, ist zentrales Anliegen dieses Vortrags – eine Herausforderung, die durch die Einbindung des Komponisten in die intermediale Analyse gelingen kann. Illustriert wird die methodische Erweiterung am Ensemble-Stücks „Take Death“, eine Komposition, die im Auftrag der Alten Oper Frankfurt entstand, ebendort im Rahmen des Musikfest Le Sacre du Printemps 2013 uraufgeführt wurde und die neben zahlreichen offensichtlichen auch einige verdeckte musikalisch-klangliche, erzählerische und visuelle Referenzen – (nicht nur, aber auch und vor allem) an Death Metal enthält, die ohne die Hinweise Ganders nicht zu identifizieren gewesen wären.

Sarah Chaker studierte Musik in den Massenmedien/Germanistik an der Universität Oldenburg und promovierte ebendort im Fach Musik zum Thema Black- und Death Metal. Derzeit arbeitet sie als Senior Scientist am Institut für Musiksoziologie der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. chaker-s(at)mdw.ac.at

Bernhard Gander studierte Klavier, Tonsatz und Dirigieren am Tiroler Landeskonservatorium in Innsbruck sowie Komposition an der Kunstuniversität Graz, ergänzt durch Studien am elektronischen Studio UPIC in Paris und am Schweizerischen Zentrum für Computermusik in Zürich. Ausgezeichnet mit diversen Preisen (u.a. Musikförderungspreis der Stadt Wien für Komposition 2004, Staatsstipendium für Komposition 2005/2007, Erste Bank Kompositionspreis 2005), arbeitet er regelmäßig mit renommierten Institutionen Neuer Musik zusammen, beispielsweise mit dem Klangforum Wien, dem Ensemble Modern, den Festivals Donaueschinger Musiktage, Wiener Festwochen, Bregenzer Festspiele u.v.a. http://bernhardgander.at/

It’s-a-me, Mario! Zur Gamification audiovisueller Performances

Marko Ciciliani und Susanne Sackl-Sharif

It’s-a-me, Mario! Zur Gamification audiovisueller Performances

Computerspiele sind seit einigen Jahren auf der Forschungsagenda diverser Disziplinen und werden beispielweise aus medientheoretischer, psychologischer, soziologischer oder ökonomischer Perspektive erforscht. Die Musikwissenschaften stellen in diesem Zusammenhang insbesondere Fragen zu den Funktionen von Musik und Sounds in Computerspielen. So können Musik und Sounds – ähnlich wie in anderen audiovisuellen Medien – das Geschehen in Games erläutern und untermalen, Spannungsbögen verdeutlichen oder erzeugen, zusätzliche, visuell nicht erfassbare Informationen liefern oder zur Immersion der Spieler_innen beitragen. Im Unterschied zu Videoclips oder Filmmusik wird die klangliche Landschaft in Abenteuer- und Fantasyspielen allerdings teilweise auch von den Spieler_innen selbst mitgeformt bzw. erst hervorgebracht, je nachdem für welche Spielzüge sie sich entscheiden.

Diese Spielstrategien und Spieler_innen-Interaktionen sind der Ausgangspunkt für das PEEK-Projekt „GAPPP. Gamified Audiovisual Performance and Performance Practice“, das seit Februar 2016 am Institut für elektronische Musik der Kunstuniversität Graz unter der Leitung von Marko Ciciliani durchgeführt wird. Im Zentrum des Projekts steht die Frage, inwiefern die Logiken und Strategien von Computerspielen in audiovisuelle Kompositionen und Performances übertragen werden können. Einerseits sollen dadurch neue, künstlerische Potenziale entwickelt und erschlossen werden, andererseits wird untersucht wie diese Gamification audiovisueller Performances von einem Publikum wahrgenommen und verstanden wird.

Im Vortrag werden ausgewählte theoretische Hintergründe zur Verschmelzung von Game-Strategien und audiovisueller Performancekunst sowie erste empirische Befunde des GAPPP-Projekts vorgestellt und anhand zwei konkreter Werke diskutiert: (1) Simon Katans „Cube With Magic Ribbon“ wurde in Analogie zu frühen Computerspielen wie Pac Man und Asteroids komponiert. Virtuelle Tonköpfe werden vom Performer in einem zweidimensionalen Raum bewegt, dessen Topologie erst in der Live-Situation erzeugt wird und direkten Einfluss auf die Makroform der Musik hat. (2) In Marko Cicilianis „Formula Minus One“ für E-Violine, Live-Electronics und Live-Video werden Video-Ausschnitte von Formel 1-Wettrennen, die in Echtzeit manipuliert werden, mit Live-Electronics kombiniert. Das so generierte Video fungiert einerseits als Partitur für die Violonistin, die das Video in ihrer Performance gleichzeitig aber – wie in einem Computerspiel – auch steuern kann.

Stichworte: Gamification, audiovisuelle Performance, Elektronische Musik, Computerspiele 

'Got any Gay Music?' London's 'Anti-Gay' Queer Clubs 1995-2000

Leon Clowes

'Got any Gay Music?' London's 'Anti-Gay' Queer Clubs 1995-2000

Hegemony, commercialisation and homogenisation cemented an affluent white male stereotype of gay culture pervasive within and outside of UK LGBT communities in the late eighties. Popular music is a central component of gay culture and within the limited canon of academic writing and beyond is a concept of ‘gay music’. To test the parameters and credibility of a gay music construct, my research examines how a time-limited sub-subculture (‘Anti-Gay’ queer clubs[1]) disrupted accepted cultural norms of an over-arching hegemonic subculture (commercial gay scenes) for the period of five years.

My empirical study considers the motivations, ascendancy and corporeality of ‘Anti-Gay’ queer clubs through primary source evidence of DJ interviews, music playlists and nightclub publicity materials. Alternative LGBT social spaces mediated greater inclusion for otherwise disenfranchised people from these communities. I will examine the music and ethos of emergent ‘Anti-Gay’ queer clubs and assert that a primary actor to these ambitions was through subversion of established stereotypes of gay music.

Key words: counterculture, 1990s, identity, gay music

Die Neuerfindung der Nation im Geiste des Crossovers. Zur politischen Relevanz von Traditionsbezug, Genrevermischung und musikalischer Hybridität in der Ukraine

Christian Diemer

Die Neuerfindung der Nation im Geiste des Crossovers. Zur politischen Relevanz von Traditionsbezug, Genrevermischung und musikalischer Hybridität in der Ukraine

Im vorgeschlagenen Paper soll es um zweierlei Dimensionen von Überschreitungen gehen, welche in der aktuellen popmusikalischen Landschaft der Ukraine von Bedeutung sind.

Nicht erst seit Euromaidan-Umsturz und Ausbruch des bewaffneten Konflikts in der Ostukraine greifen zahlreiche popmusikalische Formationen in der Ukraine auf traditionelle Elemente zurück. Zeugnis davon liefert eine immense Produktivität des Crossover-Sektors, welcher landesweit breite Beachtung findet. Die Grenze zwischen popmusikalischer Neuprofilierung und traditionsbezogener Rückvergewisserung verläuft in der Ukraine besonders durchlässig und ist Gegenstand vielfältigster und permanenter Innovation.

Zum Anderen überschreiten viele so entstehende musikalische Ausdrucksweisen das Bedeutungsgebiet des bloß Musikalischen zugunsten eminent politischer Bedeutung. „Eine neue ukrainische Identität erschaffen“, benennt das „Ethnochaos“-Projekt Dachabracha die mit ihrer hybriden Klangsprache verbundene Mission. Und auch abgesehen vom expliziten Traditionsbezug als patriotische Einheit stiftendem Vehikel kommt popmusikalischen Akteuren eine kaum hoch genug zu veranschlagende Bedeutung für die Identitätsstiftung zu. Fast alles, was in der ukrainischen Musikszene Rang und Namen hat, trat auf dem Euromaidan auf, einige Popstars sind Abgeordnete in der Verchovna Rada. Im Ausland konzertierende ukrainische Künstler und Bands sehen sich mit ihrer Arbeit in der Pflicht, eine botschafterische Funktion bezüglich ihres Heimatlandes wahrzunehmen (nicht zuletzt im Lichte von als Desinformationskampagnen wahrgenommenen Aktionen Russlands). Interkulturelle Musikbeiträge wie von Los Colorados zum Euro2012 oder von Džamala zum Eurovision 2016 verkörpern diesen Anspruch in besonderer Weise.

Das Paper stützt sich auf Feldforschung, die im Rahmen eines Promotionsprojektes 2013–6 in unterschiedlichen Gegenden der Ukraine durchgeführt wurde, auf Hintergrundgespräche mit ukrainischen Künstlern, sowie auf Analysen ausgewählter musikalischer Produktionen und Musikvideos.

Stichpunkte zur inhaltlichen Konkretisierung: Crossover, Ethnopop, Identitätsbildung, Politik, Ukraine

Christian Diemer ist Promotionsstudent an der Hochschule für Musik „Franz Liszt“ Weimar, Lehrstuhl Transcultural Music Studies. Er studierte in Weimar, Sankt-Petersburg und Paris Musikwissenschaft, Kulturmanagement und Komposition. Er ist Geschäftsführer des europäischen Online- Magazins Europe & Me.

„Stage“: Überschreitung und Erinnerung im Poptheater David Bowies

Kathrin Dreckmann

„Stage“: Überschreitung und Erinnerung im Poptheater David Bowies

Eines der spannendsten Arbeitsfelder transgressiver Intermedialität sind die semipermeablen Austauschprozesse zwischen dem Visuellen, Akustischen und Performativen. Solche Austauschprozesse kulminieren besonders in den Zitations- und Interferenztechniken großer Bühnenshows popkulturell kanonischer Popstars. Michael Jackson, David Bowie, Prince oder Kraftwerk sind dafür beeindruckende Beispiele.

Die Gattungen Theater (Kabuki-Theater), Performance-Art und Happenings der 1970er Jahre, Pantomime (Lindsay Kemp), Kunst (Andy Warhol), Literatur (Oscar Wilde, Beatnik-Generation), Lebensformen (Camp) und Medientheorie und Gender (Susan Sonntag, Judith Butler) verschmelzen in der Musik Bowies und werden insbesondere auf der Bühne zu einem komplexen audiovisuellen Oeuvre, das es für den Rezipienten zu entschlüsseln gilt.

Transgressive Intermedialität, wie sie im Musikvideo und auf der Bühne inszeniert wird, soll in diesem Vortrag den Schwerpunkt bilden. Die Schnittstelle zwischen Poptheater und Theaterpop bildet in dem Vortrag den theoretischen Ausgangspunkt. Von hier aus wird das Werk von Bowie genauer in den Blick genommen und vor dem Hintergrund praktizierter Audiovisualität Phänomene intendierter Überschreitung und Überschreitung in Musik, Kunst und Theater reflektiert. Überschreitung wird dabei gleichzeitig zu einem Charakteristikum popkultureller Erinnerungsarbeit ausgewiesen, indem die „Codes“, die Bowie in seinem Werk verwendet, in der Popkultur fortgeschrieben, neu kontextualisiert, gesampelt, geremixt oder zitiert werden. 

#bowie #pophistory #theatralität #intermedilität #überschreitung

Kathrin Dreckmann studierte Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit 2009 ist die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medien- und Kulturwissenschaft. Ihre Promotion mit dem Titel „Übertragen und Speichern. Mediale Diskurse des akustischen Diskurses 1900-1945“ hat sie im Jahre 2015 abgeschlossen. Ihre Arbeit wird unter dem Titel „Ordnung machen. Speichern und Übertragen im akustischen Diskurs 1900-1945“ 2016 im Fink-Verlag erscheinen. 

Segregating Soul - Zum Sprechen (und Schreben) über afroamerikanische Musik in Deutschland

Dietmar Elflein

Segregating Soul - Zum Sprechen (und Schreben) über afroamerikanische Musik in Deutschland

Der Vortrag reflektiert diskursanalytisch ausgewählte Beispiele des wissenschaftlichen und essayistischen Schreibens über afroamerikanische Musik in Bezug auf die Konstruktionsbedingungen der sogenannten Black Music einerseits und die Bedingungen der Aneignung afroamerikanischer Musik in Deutschland andererseits. Ausgangspunkt sind einerseits die frühen Schriften von Alfons M. Dauer (1958, 1961) und Joachim-Ernst Berendt (1950, 1953) Bezug auf Jazz und andererseits die Schriften von Rolf-Ulrich Kaiser (1967, 1969, 1972) in Bezug auf Blues, Soul und Funk. Beide Autoren sind für die Geschichte der Popularmusikforschung in Deutschland grundlegend. Sie konstruieren ein Bild der Entstehungsgeschichte afroamerikanischer Musik, dass von bestimmten Prämissen ausgeht, die bestimmte musikalischen Phänomene und Entwicklungen in die afroamerikanische Musik ein- und auch ausschließen. Diese sollen herausgearbeitet und auf ihre diskursive Wirkmächtigkeit befragt werden. Bei Kaiser gehen diese Ausschlussmechanismen beispielsweise auch in abwertende Urteile („Der lächelnde Neger“ Kaiser 1969:75) über. Der so analysierte Diskurs soll nach momentanen Kenntnisstand abschließend und ergänzend zum akademischen Diskurs über Black Music in den USA Beziehung gesetzt werden (u.a. Locke 1925, Southern 1971, Stuckey 1987, Floyd 1995, Radano 2003, Hagstrom Miller 2010, Hughes 2015) um diskursive Unterschiede und Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. 

Sampling-basierte Popmusik im Zeitalter der (Nicht-)Reproduzierbarkeit

Georg Fischer

Sampling-basierte Popmusik im Zeitalter der (Nicht-)Reproduzierbarkeit

Mein Beitragsvorschlag knüpft lose an das Panel zu Urheberrecht und Sample-basierter Popmusik mit Philip Stade und Frédéric Döhl an, das bei der IASPM-DACH Tagung 2014 in Siegen veranstaltet wurde. In meinem Vortrag möchte ich zeigen, wie die institutionellen Grenzen des Geistigen Eigentums in Form von Urheberrechten bzw. Copyrights durch die musikalische Praxis des Samplings kreativ herausgefordert, überschritten und unterwandert werden.

Zwar hat das Bundesverfassungsgericht im Mai 2016 die Praxis des Samplings grundsätzlich als Kunstform anerkannt und seine ästhetische Stellung vorerst legitimiert; die urheberrechtlichen Probleme wurden durch das Urteil aber nicht gelöst. Nach wie vor klagen Musikproduzentinnen über Rechtsunsicherheit und massive Schwierigkeiten, die beim Abklären von Lizenzen („Sample Clearing“) entstehen.

Das deutsche Urheberrecht fordert eine Kreativität der starken Abweichung und die Produktion selbständiger Werke. Diese Forderungen werden in Sample-basierten Musikgenres und Remixkulturen jedoch kaum eingelöst, sondern vielmehr aufgebrochen und unterwandert: was dort zählt, ist die gelungene Rekombination oder Referenz bestehenden Klangmaterials. Genau das ist urheberrechtlich jedoch höchst problematisch.

Statt die Fragen zu diskutieren, ob Sampling musikalisch-kreativ ist oder bloße Nachmache bzw. ob das Urheberrecht Kreativität verhindert oder einschränkt, möchte ich den Blick auf kreative Umgehungsstrategien lenken: Um urheberrechtliche Restriktionen und finanzielle Einbußen (z. B. durch Klagen) zu umgehen, sind Musikproduzentinnen gezwungen, neue Wege in der Produktion, Publikation und Verwertung Sampling-basierter Popmusik einzuschlagen. Wie ich zeigen werde, nimmt diese „Umgehungskreativität“ eine etablierte Form auf verschiedenen Ebenen der Musikwirtschaft an und kann mit dem Vokabular der Innovationsforschung als „Schatteninnovation“ näher spezifiziert werden.

Keywords: Urheberrecht/Copyright Law, Sampling, Remix, Kreativität, Innovation.

Post-Taste Transgressions: Redefining the Mainstream through Autobiography

Giuseppe Zevolli

Post-Taste Transgressions: Redefining the Mainstream through Autobiography

At the intersection of subcultural theory and popular music studies, transgressions in music culture have been widely understood as the alternative to or the rejection of the mainstream in the form of chart pop. Digitalisation and the Internet ‘anarchive’ (Reynolds 2011) redistributed the cultural value of music and generated an unprecedented reappraisal of mainstream pop that, for some, coincided with the ‘death of the underground’ (Keenan 2015). Within this context, an increasing number of artists active at the fringes of electronic and club music (Chino Amobi, Elysia Crampton, NGUZUNGUZU, Total Freedom, Kablam amongst others) started to include samples of successful tracks (mostly pop and chart RnB) in their practice, defamiliarising notorious pop music songs and rewriting the idea of the ‘cutting edge’ in the process. What do these transgressions say about contemporary music culture? In my paper I will argue that, far from being mere shock tactics, their practices replace the traditional ‘rupture effect’ based on a reflexive take on the artists’ own autobiographies of taste (Wilson 2014). If on the one hand this phenomenon testifies to the relative death of the traditionally exclusivist, snobbish premises of the underground in digital culture, on the other hand it begs questions on the meaningfulness of transgression in practices based on the rather individualistic celebration of one’s eclecticism.

Keywords: mainstream pop; digital culture; sampling; taste; post-taste.

Giuseppe Zevolli is a PhD candidate in the department Culture, Media and Creative Industries, King’s College London where he is researching the impact of digitalisation on the cultural value of ‘indie’ music. His research interests are cultural value and distinction, popular music, gender and performance. His writings as a music critic appear on Drowned in Sound and the Italian monthly Il Mucchio. His latest academic publication is featured in the collection of essays Global Glam and Popular Music: Style and Spectacle from the 1970s to the 2000s published by Routledge in 2016.

„Wer verbreitet Angst und Schrecken?“ – Cindy & Bert als Herausforderung der Popmusikforschung

Thorsten Hindrichs

„Wer verbreitet Angst und Schrecken?“ – Cindy & Bert als Herausforderung der Popmusikforschung 

Schlager ist als Gegenstand der Popmusikforschung nach wie vor kaum satisfaktionsfähig, zu sehr scheint er den lange eingeübten Ideen dessen, was Pop sei, quasi antagonistisch gegenüberzustehen: „Das Unwirkliche und Behämmerte, das den deutsche Schlager ausmachte, war lange Zeit ein schlagender Beweis für die These, dass Pop auf Deutsch nicht zu machen war, weil die Eindeutschung die Popzeichen, derer er sich bemächtigte, einschläferte: Sie werden entstellt – bis zur Vernichtung.“ Heißt es erst jüngst in Frank Apunkt Schneiders Streitschrift Deutschpop halt’s Maul!. Ausgerechnet jene Popmusikforschung, die über Jahrzehnte hinweg Abgrenzungs- bzw. Legitimierungskonflikte gegenüber ‚traditioneller‘ Musikwissenschaft geführt hat (und teils noch führt), hat – ob bewusst oder unbewusst sei erst einmal dahingestellt – möglicherweise ihrerseits eine Tabuzone, eine Grenze dessen, was forschungswürdig sei und was nicht, errichtet. Kaum ein Jahr nach der Veröffentlichung von Black Sabbath’s Paranoid legten Cindy & Bert 1971dessen eingedeutschte Coverversion als B-Seite ihrer siebten Single vor, eine Single, die nicht nur ihrer Seltenheit wegen inzwischen zu horrenden Preisen gehandelt wird, sondern vor allem in deutschsprachigen Metalszenen als schön-schauriges ‚trash‘-Phänomen Kultstatus genießt. Bei genauerer Betrachtung wird indes schnell deutlich, dass Der Hund von Baskerville alles andere als ‚trashig‘ gemeint war, sondern vielmehr beispielhaft für eine ungeheure musikalische Experimentierfreude steht, und zwar sowohl hinsichtlich der Frühzeit der Karriere von Cindy & Bert als auch mit Blick auf das musikalische Programm ihres damaligen Labels Cornet Music. Tabus, Grenzen, ‚trash‘, Experimentierfreude: Cindy & Bert als Herausforderung für Popmusikforschung zu verstehen, bietet etliche Anknüpfungspunkte, um Überschreitung(en) in populärer Musik zu reflektieren. 

Stichworte: Popmusikforschung, Cindy & Bert, Schlager, wissenschaftliche Tabus, musikalische Experimente 

Performing Diversity - Gestik in Aufführungsritualen der Stilfelder der Musik in Österreich

Harald Huber und Magdalena Fürnkranz

Performing Diversity - Gestik in Aufführungsritualen der Stilfelder der Musik in Österreich 

setzen sich im Forschungsprojekt „Performing Diversity“ (2014-2016) mit Aufführungsritualen der Stilfelder der Musik in Österreich auseinander. Im Rahmen der zweiten Tagung von IASPM-DACH “And beyond… Popular Music and Transgression(s) / Darüber hinaus… Populäre Musik und Überschreitung(en)” sollen ausgewählte Ergebnisse dieses Projekts vorgestellt werden:

Performing Diversity                                                                                                                           Gestik in Aufführungsritualen der Stilfelder der Musik in Österreich

In Form von qualitativen Fallstudien werden Differenzen und Diffusionen zwischen den Stilfeldern „Klassik/zeitgenössische Musik“, „Jazz/improvisierte Musik“, „Volksmusik/World Music“, „Dance/HipHop/Elektronik“, „Rock & Pop Musik“ und „Schlager/volkstümliche Musik“ erkundet. Besonderes Augenmerk liegt auf Crossover-Phänomenen der gegenwärtigen Musiklandschaft. Als Stichprobe werden österreichische Musik-, Bild- und Filmbeispiele der Jahre 2010-2015 herangezogen.

Im Sinne der „Cultural Turns“ (Bachmann-Medick 2009) werden Übersetzungsprozesse zwischen kulturellen Feldern anhand von performativen Ausdrucksformen analysiert und der Fokus auf die Zwischenräume, in denen Neues entsteht („third space“), gelegt. Die „Schwellenräume zwischen den Identitätsbestimmungen“ (Bhabha 1994), die Kreativität hybrider Formen wird erkundet. Als theoretischer Ausgangspunkt dient ein Stilfelder-Modell, das vom Projektleiter Harald Huber im Rahmen seiner Habilitationsschrift „Der Song und die Stilfelder der Musik“ entwickelt wurde.

Die Dokumentation und Analyse von Aufführungsritualen wird anhand von Bildanalysen geleistet. Dazu wurde eine Bildergalerie angelegt, die die Basis für eine Reihe von Fallstudien bildet. In der Untersuchung der Bildergalerie werden die Schwerpunkte besonders auf Gesten und Positionen im (Bühnen-)Raum gelegt. Die Auswahl der Bilder manifestiert gestische Unterschiede in den verschiedenen musikalischen Genres.

Wann populäre Musik zum Teil akademischer Forschung in Ungarn wurde. Der Fall von János Maróthy

Ádám Ignácz

Wann populäre Musik zum Teil akademischer Forschung in Ungarn wurde. Der Fall von János Maróthy

In my paper I try to demonstrate the changes in János Maróthy’s (1925-2001) aesthetic and political attitudes towards popular music from the late 1940s up to the early 1970s.

Being an internationally acknowledged Marxist musicologist, Maróthy found employment in many important musical institutions, in the framework of which he not only had an overview of the events of Hungarian popular music, but with his presentations and articles, he also exerted a considerable influence on them. In reconstructing and analyzing his aesthetic and sociological approach, however, one can point out Maróthy’s forced ideological path, and notice how Khrushchev’s proclamation on “peaceful coexistence” and the rapidly changing East-West relations from the 1960s influenced his thinking.

With the help of archival data and media coverage, I examine Maróthy’s key texts, chosen from different periods. Primarily I elaborate those texts and sketches from the 1960s which demanded a revision in the matter of “socialist realism”, and which announced a growing attention and tolerance towards the musical products of Western “mass culture”: jazz and pop-rock.

Stichworte: János Maróthy, academic research, Hungary, popular music, Marxist musicology

Kontrollierte Grenzüberschreitung? Nationalsozialistische Bezüge bei Throbbing Gristle

Reinhard Kopanski

Kontrollierte Grenzüberschreitung? Nationalsozialistische Bezüge bei Throbbing Gristle

Throbbing Gristle gilt als wichtigster Vertreter der Industrial Culture-Bewegung. Hervorgegangen aus der Performance-Gruppe COUM Transmissions setzte die Band in der relativ kurzen Zeit ihres Bestehens zwischen 1976 bis 1981 Maßstäbe in puncto Provokation – gab es doch kaum einen Tabubruch, den Throbbing Gristle in ihren Arbeiten nicht praktizierte.

In diesem Vortrag wird der Versuch unternommen, anhand des Songs „Zyklon B Zombie“ (1978) exemplarisch die Grenzüberschreitungen der Band hinsichtlich ihrer Bezugnahmen auf den Nationalsozialismus nachzuzeichnen und kritisch zu hinterfragen. Denn obwohl Throbbing Gristle bereits seit den 90er-Jahren Gegenstand der akademischen Forschung ist – etwa in Fragen der Ästhetik (z.B. Richard 1995), im Kontext der Punk-Bewegung (z.B. Cogan 2007) oder in Bezug auf die Verbindung von Subkultur und Neuheidentum (z.B. Partridge 2013) – existieren bislang keine Arbeiten, die dezidiert die Auseinandersetzung mit einzelnen Artefakten zum Thema haben.

Ausgehend von Linda Hutcheons Ironie-Theorie, in der die Autorin ein Modell zur Analyse von Ironie in ästhetischen Produkten entwirft (vgl. Hutcheon 2005), soll eine transmediale Musikanalyse durchgeführt werden, in der visuelle, auditive und kontextuelle Aspekte Berücksichtigung finden. Anhand der am Phänomen entwickelten Beobachtungen werden verschiedene Lesarten vorgestellt. Daran anschließend können im Ausblick Thesen entwickelt werden, warum Throbbing Gristles Ästhetisierung des Faschismus, die in den 70er-Jahren noch für heftige Kontroversen sorgte, retrospektiv in (populär)wissenschaftlicher Literatur meist als legitime künstlerische Strategie beschrieben und bewertet wird (z.B. Sievers 2007). Mit Blick auf die im CfP aufgeworfenen Fragen hoffe ich einen relevanten Beitrag zur Diskussion um „Populäre Musik und Überschreitung(en)“ beisteuern zu können.

Stichworte: Throbbing Gristle; Industrial Culture; transmediale Musikanalyse; Nationalsozialismus; Lesarten

Remix von Orts-Referenzen im Global Pop: Ansätze einer multiperspektivischen Track-Analyse.

Hannes Liechti

Remix von Orts-Referenzen im Global Pop: Ansätze einer multiperspektivischen Track-Analyse. 

In London verarbeitet ein Produzent den Einschlag einer Bombe aus dem lybischen Bürgerkrieg zu einen Clubtrack, in einer Hütte in den Dolomiten mixt ein deutscher House-DJ das Summen von Fliegen, Kuhglocken und den Klang eines Gebirgsbaches zusammen, während in Durban ein neues Musikgenre entsteht, das über Sound-Samples seiner Heimatstadt unverkennbar Tribut zollt.

Spielarten elektronischer Popmusik verarbeiten, kommentieren und remixen in aktuellen Tracks immer wieder Orts-Referenzen und lassen dabei das Diktum der «ortslosen», da meist Songtext-freien Kunst links liegen. Während Musiker, Musikerinnen und Klänge im Zuge der Globalisierung zunehmend ortsungebunden agieren («Enträumlichung»), verarbeiten Musiker und Produzentinnen in diesen Tracks auf physische Orte verweisende Fieldrecordings, Zitate aus Medienarchiven, Melodien oder Instrumente. Mit unterschiedlichen künstlerischen (Remix-)Strategien werden die Samples aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst und dabei neu kodiert, das heisst, mit neuen Bedeutungen aufgeladen. Die dahinter verborgenen Haltungen und Positionierungen lösen bei den Rezipienten wiederum unterschiedliche (teilweise heftige) Reaktionen aus.  

Dieser Beitrag analysiert einen aktuellen Popmusik-Track und schlägt eine umfassende und multiperspektivische Track-Analyse vor, die sowohl mit musik- als auch kultur- oder sozialwissenschaftlichen Ansätzen arbeitet. Die Analyse berücksichtigt die durch die Digitalisierung veränderten Rahmenbedingungen der Musikproduktion ebenso wie die hinter aktuellen Popmusik-Tracks immer häufiger verborgenen, komplexen transnationalen Netzwerke, die kaum mehr länger an nur einem einzelnen Ort verwurzelt sind.

Remix – Sampling – Digitalisierung – Music and Place – Track-Analyse

Kulturelle Praktiken transmedialer Festivals als Überschreitung(en) (2)

Bianca Ludewig

Kulturelle Praktiken transmedialer Festivals als Überschreitung(en) (2)

In der Gegenwart verschränken sich zunehmend kulturelle, soziale, ästhetische, politische und ökonomische Perspektiven. Dies zeige ich in meiner Dissertation "Transmediale Festivals – kulturelle Praktiken zwischen Musik, Kunst und Kapitalismus", wo ich Festivals eines neuen Typs ethnografisch untersuche1, welche vermehrt seit Ende der 1990er Jahre entstehen. Ihre Besonderheit liegt im Zusammenbringen von Musik mit anderen Künsten, mit Medien, Technologien und Diskursen; deshalb bezeichne ich die Festivals als transmedial2. Die präsentierte Musik umspannt ein Spektrum von Club-Musik und experimentellen elektronischen Stilen bis zu Neuer Musik. Kunst, Musik und Technologie funktionieren auf den Festivals als dynamische Rahmung für Identifikation, Körpererfahrung, Vergemeinschaftung, Netzwerke und Diskursbildung. Die Festivals befinden sich in einem Spannungsfeld zwischen spielerischem Experiment, also dem Ausloten innovativer Potenziale und Möglichkeitsräume sowie der Kommodifikation von Erlebnis und der Normalisierung prekärer Arbeitsverhältnisse. Urbane Festivals sind nicht nur Unterhaltungsprogramme und ökonomische Generatoren, sondern sie nehmen Einfluss auf musikalische, kulturelle und gesellschaftliche Diskurse in ihrer Stadt und darüber hinaus, was auch ideologische und politische Implikationen hat.

Die Aspekte der Überschreitung sind bei transmedialen Festivals vielfältig, so ist die Überschreitung bereits in der Transmedialität angelegt. Laut Michael Harenberg (2012) erscheint Klang heute zunehmend im medialen Nebeneinander mit anderen Künsten, was unser traditionelles Verständnis von Musik 'überschreitet'. Musik ist zu einem Resultat komplexer, technischer, medialer und symbolischer Interaktionen geworden. Auch gilt die präsentierte Musik innerhalb der Popmusik oft selbst als Überschreitung (z.B. Noise, Drone, Experimental, Kunstmusik). Kulturpolitisch können transmediale Festivals als Überschreitung gedeutet werden, da ihre Entstehung oft auf eine Kritik an institutionalisierten, überholten oder kommerzialisierten Formaten zurückzuführen ist. Nimmt man die prekären, entgrenzten Arbeitsverhältnisse oder Standards von Diversity in den Blick, müsste man von (regressiven?) Überschreitungen sprechen bzw. einer Reproduktion westlicher Hegemonien.

Urbane Festivals/ Transmedialität/ Musik, Kunst & Technologie/ Experimentelle Musik/ Prekäre Arbeit

1 Im Zentrum meiner Feldforschung steht das CTM Festival Berlin. Weitere Kurzforschungen wurden bei den Festivals Ars Electronica (Linz), Atonal (Berlin), Rokolectiv (Bukarest), Heart of Noise (Innsbruck) und Elevate (Graz) durchgeführt. Das CTM hat 2007 das Festivalnetzwerk ECAS (European Cities of Advanced Sound) mitbegründet, das ebenfalls Gegenstand meiner Forschung ist.

2 Den Begriff habe ich aus dem Feld übernommen. Das Berliner Festival transmediale und das Schwesterfestival CTM (Club Transmediale), tragen es im Namen; CTM begann als Musikprogramm der transmediale und hat sich später zu einem eigenständigen Festival entwickelt. Der Begriff der Transmedialität umfasst sowohl Intermedialität, als auch Transdisziplinarität und ist eng an digitale Technologie gekoppelt.

Weißes Begehren in der Aneignung Schwarzer Musik

L.J. Müller

Weißes Begehren in der Aneignung Schwarzer Musik

Zur Analyse von Geschlechterverhältnissen in populärer Musik habe ich Analysemethoden entwickelt, mit denen, angelehnt an Laura Mulveys Idee eines „male gaze“, ein vergleichbares Phänomen im Klang von Popmusik erkennbar wird. Meine Analyse betrachtet hierzu die im Klang hörbaren Körperkonzepte von Sängern und Sängerinnen, sowie die Beziehungen, in die sich Hörer_innen zur Musik setzen (können).

In dieser Präsentation möchte ich testen, ob diese Methode auch auf die Analyse von weißen Privilegien und Rassismus angewendet werden kann. Hierbei vertrete ich die These, dass die Positionierung von Schwarzen als „Anderen“ einer implizit weißen Norm relevant für den Musikkonsum ist, und dass diese Positionierung auch in der Musik hörbar ist. Hierdurch reproduziert sich weiße Privilegierung als implizite Norm im Klang von Musik.

Dies möchte ich in der Analyse einiger Beispiele aus dem gegenwärtigen Mainstream analysieren. Mögliche Künstler_innen für eine solche Untersuchung wären Beyoncé, Drake, Rihanna oder Kanye West, aber auch weiße Aneignungen Schwarzer Musikformen, wie bei Peter Fox. Basieren möchte ich meine Argumentation auf Theorien zu Rassismus, Kolonialismus und Critical Whiteness. Des weiteren möchte ich auf Untersuchungen von Fan-Verhalten, auf musikjournalistische Texte und auf Fanliteratur zurückgreifen, die mir Aufschluss darüber geben sollen, mit welchen Assoziationen und Vorannahmen die Musik von ihren Fans gehört wird.

Ich denke, dass mein Ansatz die Grenzen bisheriger Popmusikforschung zweifach in Frage stellt: Zum einen überschreitet mein Analyseansatz viele herkömmliche Methoden der Musikbetrachtung, zum anderen blieben die Betrachtung und Reflexion weißer bzw. männlicher Privilegien, trotz aller Auseinandersetzungen mit Gender und Race in der Popmusikforschung, oft blinde Flecken.

5 Stichworte: Critical Whiteness, Rassismus, Körper, neue Formen der Musikanalyse, Diskriminierung 

„Grenzerfahrung und Überschreitungen: Rekonstruktion individueller Entwicklungsverläufe heroinabhängiger Musiker“

Melanie Ptatscheck

„Grenzerfahrung und Überschreitungen: Rekonstruktion individueller Entwicklungsverläufe heroinabhängiger Musiker“

Drogen haben innerhalb der Musikgeschichte schon immer eine Rolle gespielt. Spätestens seit dem legendären Musikfestival in Woodstock werden vor allem populäre Musik und Drogen miteinander in Verbindung gebracht. Der Lifestyle des ‚Anders-sein’ drogenabhängiger Künstler und damit verbundene Exzesse und Skandale scheinen besonders innerhalb der Presse Aufmerksamkeit zu finden und bieten damit Nährboden für mediale Inszenierungen. Auffällig ist, dass es immer wieder musikalische Vertreter des Typus „Junkie“ sind, die zu Weltstars werden und von ihren Anhängen glorifiziert und heroisiert werden. Doch warum verfallen Künstler der Sucht? Werden sie zu Berühmtheiten, weil sie der Sucht verfallen sind? Oder sind sie der Sucht verfallen, gerade weil sie Berühmtheiten sind?

Im Rahmen eines aktuellen Dissertationsprojektes wurde die Heroinsuchterkrankung einzelner Musiker rekonstruiert sowie sozial-psychologische und musikspezifische Faktoren bestimmt, die in die Sucht führten. Der Forschungsschwerpunkt dieser Studie liegt darin, eine Verbindung zwischen Suchtgenese und Selbstkonzepten – ausgehend von theoretischen Ansätzen aus Bereichen der Psychologie und Soziologie – zu erstellen und diese auf Basis von narrativ-biografischen Interviews, die mit ehemals heroinabhängigen Musikern der (Punk-)Rockszene(n) der 80/90er Jahre in Los Angeles geführt wurden, auf einen musikspezifischen Kontext zu übertragen.

Auf Grundlage des generierten Datenmaterials soll innerhalb des Beitrages thematisiert werden, welche Rolle (Grenz-)Überschreitungen im Entwicklungsverlauf heroinabhängiger Musiker spielen. Welche Auswirkungen hat durch den Drogenkonsum bedingtes deviantes Verhalten auf den Schaffensprozess, Performance und Imagebildung sowie auf Selbstkonzepte von Musikern? Des Weiteren lassen sich Überschreitungen in diesem Zusammenhang nicht nur auf der Ebene der Probanden feststellen, sondern spiegeln sich auch im Forschungsdesign der Studie wider, welche sich zwischen akademischen Disziplinen und ihren Methoden bewegt und somit eigene neue Ansätze generiert. Weiterer Gegenstand der Betrachtung soll zudem das forschende Subjekt selbst sein, das sich in ein Untersuchungsfeld begibt, in dem sowohl die Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle als Forschende aufgrund von Grenzerfahrungen unausweichlich wird, als auch persönliche Grenzen immer wieder neu definiert werden müssen.

5 Stichworte: Populäre Musik & Drogenkonsum, Musiker-Typus: „Junkie“, Lifestyle des „Anders-Sein“, Grenzerfahrung/-überschreitung, Biografische Entwicklungsverläufe

»Elektronische Tanzmusik und Liveness – Produktions-konzepte, Aufführungsstrategien, Klangsprachen«

Josef Schaubruch

»Elektronische Tanzmusik und Liveness – Produktions-konzepte, Aufführungsstrategien, Klangsprachen«

Als hochkommerzialisierte Massenkultur ist Elektronische Tanzmusik spätestens mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts von herausragender internationaler Popularität und kaum zu ignorierender wissenschaftlicher Relevanz. In der „EDM-culture“ genießt insbesondere das Phänomen der Liveness ein ausgesprochen hohes kulturelles Prestige. DJ- und Laptop-Performances sind jedoch maßgeblich von mediatisierten Umgebungen geprägt, die traditionelle Verständnisse von Liveness fundamental infrage stellen. Urheberschaft und bewirkte Hand-lung scheinen in der Performance deterritorialisiert und werden so als mögliche Konstituenten von Liveness fragwürdig. Da die menschliche Aktion einerseits und die maschinelle Automatisierung andererseits innerhalb einer Aufführung jedoch als bewusste Setzung der Akteure zu betrachten ist, ist davon auszugehen, dass Produktionskonzepte und damit einhergehenden Performancestrategien entwickelt worden sind, um Aufführungen der Elektronischen Tanzmusik als live durchleben zu können.

Auf der Suche nach Kontexten der Elektronischen Tanzmusik, in denen Liveness besonders privilegiert wird, rücken rasch Terrains auf den Plan, die die Pfade des Populären verlassen und mit hochkulturell konnotierter Musik assoziiert werden. Historisch stehen diese als Inbegriff von Liveness und als Gegenstück zur „(pre)recorded music“ den technologiebestimmten Produktions- und Aufführungsumgebungen diametral gegenüber. Zentrales Anliegen des Dissertationsvorhabens ist es, diese Schnittstelle zwischen populärer Musik und Kunstmusik ty-pologisch herauszuarbeiten und systematisch zu umkreisen. Künstlerische Herangehensweisen, die Formen von Liveness als kausale Urheber-Wirkungsgefüge in den Mittelpunkt stellen und weitestgehend auf Automatisierung verzichten, stehen dabei im Zentrum der Auseinandersetzung – allen voran jene, die an einer Realisation von Elektronischer Tanzmusik in Klangerzeugung, Klangveränderung und der Vermittlung von Klang in Echtzeit interessiert sind und darin überwiegend auf klassische Spielinstrumente beziehungsweise die Stimme zurückgrei-fen (wie beispielsweise „Techno-Bands“ oder „Techno-Orchester“). Was wird innerhalb dieser (Grenz)Überschreitungen als Liveness verhandelt und was (noch) nicht, warum wurden und werden überhaupt explizite Strategien zu ihrer kommunikativen Vermittlung entwickelt und in welchen musikalischen Funktions- und Bedeutungszusammenhängen steht Liveness?

Stichworte: Elektronische Tanzmusik, Liveness, Musikalische Analyse, Fokussierte Musikethnografie, Kunst und populäre Musik

Überschreitungen von Genre-Grenzen in der Independent-Szene Metro - Manilas und ihre Bedeutung für die Popularmusikforschung

Monika Schoop

Überschreitungen von Genre-Grenzen in der Independent-Szene Metro - Manilas und ihre Bedeutung für die Popularmusikforschung 

Die Annahme, dass sich Musikszenen über den Bezug auf ein bestimmtes Genre oder einen gemeinsamen Musikgeschmack definieren ist in der Popularmusikforschung weit verbreitet (siehe z. B. Bennett/Peterson 2004). In meiner Präsentation möchte ich diese Annahme unter Rückgriff auf Ergebnisse meiner Feldforschung in Metro Manila, der Hauptstadtregion der Philippinen, herausfordern. Die Independent Szene Metro Manilas überschreitet Genre-Grenzen und weist einen hohen Grad an musikalischer Diversität auf. Dieser spiegelt sich sowohl in den so genannten "production shows", live Konzerte in kleinen Bars und Clubs, die für gewöhnlich 5 bis 7 Bands/Künstler_innen umfassen, wieder, als auch in den vielfältigen Musikprojekten einzelner Szenezugehöriger. Nicht selten treffen hier verschiedenste Genres von Indie Pop, Post Rock, bis hin zu verschiedenen Spielarten elektronischer Musik zusammen.

Wie aber definiert sich eine Genre‐überschreitende Musikszene? Meine Forschung zeigt, dass Netzwerke eine zentrale Rolle einnehmen. Persönliche Beziehungen in Form von Freundschaften und musikalischen Kollaborationen sind konstitutiv für die Szene. Diese werden sowohl online – insbesondere durch Social Media Plattformen – als auch offline – insbesondere durch live‐Konzerte – geknüpft und aufrechterhalten.

Die Präsentation gibt einen Einblick in die musikalische Diversität der Independent‐ Szene und ihre Netzwerke und überschreitet dabei ein gängiges Paradigma der Szeneforschung.

Keywords: Genre‐Überschreitung, Netzwerke, Szenen, Popularmusikforschung, Philippinen

Andreas Gabalier – ein popkultureller Problemfall?

Michael Weber

Andreas Gabalier – ein popkultureller Problemfall?

Andreas Gabalier kann als einer, wenn nicht der kommerziell erfolgreichste Musiker Österreichs der letzten Jahre bezeichnet werden. Seit 2009 hat jeder der bisher jährlich veröffentlichten Tonträger (mit Ausnahme des ersten) den ersten Platz in der Hitparade in Österreich eingenommen, seit 2013 erreichen seine Tonträger auch in Deutschland und in der Schweiz vorderste Ränge, die letzte Tonträgerveröffentlichung ist in beiden Ländern ebenfalls an die Spitze der Hitparade vorgedrungen. Insgesamt sind inzwischen mehr als 1,6 Millionen Tonträger mit von Andreas Gabalier getexteten, gesanglich und an der Knopf-harmonika interpretierten und zum überwiegenden Teil auch selbst komponierten Liedern verkauft worden.

Andras Gabalier bettet insbesondere seit seinem programmatischen Album „Volks-Rock’n’Roller“ (2011) Klischees mit volkskultureller Anbindung in eine primär popkulturelle Sphäre ein. Auch die gehäufte heimat- und traditionsbezogene Thematik ist ungewöhnlich. Diese weist ihn als einen Texter und Komponisten mit über die derzeit sehr engen Grenzen des Popmusikbetriebes hinausgehendem Interesse aus. Er knüpft an einzelnen Versatz-stücken mit regionalem bzw. nationalem Traditionsbezug an und setzt diese als simple Statements in einen ungewohnten Zusammenhang. Diese stehen dabei für eine von Andreas Gabalier mehrfach und in unterschiedlichen Zusammenhängen geäußerte Haltung, die gegenüber einem bloß als vermeintlich verstandenem Fortschritt in vorwiegend gesellschaftspolitischen Fragen ein starkes Unbehagen empfindet und einer Entwicklung, die überkommene Wertvorstellungen als gesellschaftlich überholt ausweist, dezidiert entgegen-treten möchte.

Im Referat sollen neben den Ergebnissen einer Untersuchung zu den Aspekten Heimat-begriff und --bezug in den Liedern von Andreas Gabalier (Text/Musik), Geschlechter-verhältnisse und Männerfreundschaft in seinen Liedtexten, sowie zu seinen gesellschafts-politische Aussagen und zur Rezeption auch methodische Fragen erörtert werden.

Andreas Gabalier, Heimat, Traditionalismus, Gesellschaftspolitik, Rezeption

Kontakt

Institut für Musikwissenschaft
Tagungsanfragen Telefon:+43 (0)316 380 - 2412
Mobil:+43 (0)316 380 -2411

Ao.Univ.-Prof.i.R. Dr.phil.

Werner Jauk

Ao.Univ.-Prof.i.R. Dr.phil. Werner Jauk Institut für Musikwissenschaft
Telefon:+43 316 380 - 2407


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